Unsere Schule verwandelte sich vom 15.07. – 19.07.2024 zum dritten Mal in eine Stadt mit eigener politischer Struktur (Bürgermeister und Stadtrat), Infrastruktur (Währung (die sogenannten Welz), Polizei, Bauhof, Agentur für Arbeit..) und Wirtschaftsbetrieben (Restaurants, Manufakturen, Handwerksbetriebe, Sportangebote, Dienstleistungen…).

Die gesamte Schulgemeinschaft wurde zu einer Kommune, die von einem gewählten Gemeinderat mit Oberbürgermeister geleitet wurde. Von Montag bis Donnerstag fand die Schulstadt von 8.00 bis 15.30 Uhr statt, am Freitag endete das Planspiel mit einem Stadtfest um 13.00 Uhr.

Die Planung und Vorbereitung beginnt ein Jahr vor der Schulstadt. Finanzierungsanträge müssen gestellt werden, erste Termine mit der Schulgemeinschaft werden vereinbart. In einer ersten Schulversammlung wird das Projekt der Schulgemeinschaft vorgestellt und die Lernenden können erste Erfahrungen mit Selbstwirksamkeit am Saalmikrofon machen, indem sie ihre Fragen stellen können. Anschließend folgt die Wahl für die Ämter der/des Oberbürgermeister:in und des Stadtrates. Schüler:innen können sich für den Stadtrat und als Oberbürgermeister:in aufstellen und wählen lassen und dann vor und im Projekt die gemeinsame Stadt politisch gestalten.

Im Jahreslauf wurden dann Wettbewerbe zur Gestaltung der Währung (Welz) in Uhlmanien ausgeschrieben und viele Schüler:innen reichten ihre Entwürfe ein. Kurz vor dem Start schrieb der Stadtrat einen Wettbewerb für eine Hymne aus. Eine zweite Schulversammlung konkretisierte dann die Informationen für die Schulgemeinschaft und die Lehrer:innen begannen ihre Betriebe zu planen, anzumelden und kurz vor Beginn der Stadt in den zugewiesenen Räumen aufzubauen. Der Bauzaun am Eingang der Schulstadt wurde aufgestellt, die Banner aufgehängt und die Ipads mit dem interaktiven Raumplan in den Fluren befestigt. 

Die Zusammenhänge von Wirtschaft, Politik, Finanzwesen, Dienstleistung und Freizeit werden durch eigenes Erleben erfahrbar und damit verständlich und nachvollziehbar. So machen die Lernenden z.B. konkrete Erfahrungen in der Gastronomie in der Pizzamanufaktur, wo wie in der Realität hart gearbeitet werden muss. Sie blieben entweder lange in einem Bereich, wie z.B. einzelne Stadtführer:innen, die mit jeder Stadtführung, u.a. mit dem echten Oberbürgermeister oder Mitgliedern des Bundestages, professioneller wurden. Es gab nie einen Zweifel daran, dass die Stadtführer:innen einen guten Job machen. Dieses Vertrauen zahlten die Jugendlichen mit viel gelobten Stadtführungen zurück. Teil des Konzepts sind die Begegnungen mit „echten“ Politiker:innen. So besuchte der Oberbürgermeister Ingo Bergmann der Stadt Laupheim die Gemeinderatssitzung in Uhlmanien. Dieser direkte und ungezwungene Kontakt baut Hemmschwellen ab und führt zu einem besseren Verständnis kommunalpolitischer Zusammenhänge.

Alle Lehrer:innen wie Schüler:innen leben und arbeiten in der Stadt. Die Lehrer:innen bereiten einzelne Betriebe vor, leiten diese an und übergeben sie nach Möglichkeit an Betriebsleiter:innen aus der Schülerschaft. Es bestand auch die Möglichkeit, ein eigenes Unternehmen zu gründen. So machte sich ein Schüler mit einem Kreditkarteninstitut selbstständig, dessen Ziel es war, bargeldlosen Zahlungsverkehr zu ermöglichen. Der erste bargeldlose Einkauf in der mittlerweile zehnjährigen Geschichte von Uhlmania war der Kauf einer Pizza. Ein weiteres Beispiel für ein selbständiges Unternehmen war der Straßenverkauf von selbstgebackenen Donuts durch eine Schülerin. Die geplante Tanzschule einer Schülerin wurde nicht realisiert, da eine örtliche Tanzschule bereits jeden Vormittag einen Workshop anbot, der dann zu einer Aufführung beim Stadtfest führte. Die Schulsanitäter:innen sind täglich eingebunden. Die Stadtreinigung war unter Anderem auch auf dem jüdischen Friedhof Laupheim, um dort aufzuräumen. Die Papeterie und das Kunsthandwerk gestalteten viele kleine und größere Kunstprodukte, die dann verkauft wurden. Das Human-Soccer-Turnier war hart umkämpft und die Fotobox erfreute sich großer Beliebtheit.

So erfahren die Bürger:innen in ihrem alltäglichen Leben in Uhlmanien, dass man arbeiten muss, um sich etwas leisten zu können. Dass man sich einmischen und kümmern muss, damit sich etwas ändert. Sie lernen, dass man nicht machtlos ist, sondern etwas bewegen kann. Alle beteiligten Schüler:innen wenden sich selbstständig, interessengeleitet, individuell und frei unterschiedlichen Erfahrungsräumen zu – also Arbeitsstellen, eigenen Betrieben, Fortbildungen oder Angeboten im Freizeitbereich.  So machen alle beteiligten Schüler:innen vielfältige Erfahrungen mit Zusammenhängen des alltäglichen Lebens, der selbstständigen Tagesplanung, den Auswirkungen von kommunaler Politik, der Führung und Arbeit in Betrieben, den Wirtschaftskreisläufen in einer Stadt und vielen weiteren Lernfeldern.

Komplexe Zusammenhänge in Wirtschaft, Politik, Gemeinwesen, Dienstleistung und Freizeit können von den Beteiligten durch eigenes Erleben erfahren und damit verständlich und nachvollziehbar gemacht werden. Ein intensives Erlebnis für alle Beteiligten. Eine Gemeinde mit allem, was dazugehört. Ein Gemeinderat, der sich den Herausforderungen einer Gemeinde stellen muss. Ein Streik des Polizeichefs, der dann gemeinsam besprochen und beendet wurde, Bürger:innen, die sich nicht an die Regeln gehalten haben und entsprechende Konsequenzen erfahren haben und Betriebsleiter:innen, die auf einer ganz anderen Ebene mit jungen Menschen zusammengearbeitet haben. Die überwältigende Mehrheit der Projektbeteiligten hat mit großem Engagement zum Gelingen von Uhlmanien beigetragen. Und das zeigt, dass das Planspiel von allen Beteiligten sehr ernst genommen wurde. Viele wuchsen über sich hinaus und konnten in diesem ganz anderen Setting als im Schulalltag zeigen, was in ihnen steckt und welche Kompetenzen sie haben.

Die Bürger:innen konnten Selbstwirksamkeit erfahren und lernen, dass das eigene Handeln positive oder negative Folgen hat. Sie konnten die Erfahrung machen, dass sie selbst für ihr Leben, ihren Erfolg und ihren Weg verantwortlich sind und gleichzeitig Dinge beeinflussen können. Schule einmal ganz anders zu erleben, ist eine prägende Erfahrung. Die vielfältigen Erfahrungen bleiben ein Leben lang.

🙏 Gefördert von

Und mit freundlicher Unterstützung von

7 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Beitragskommentare